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CD:  Omri Ziegele Billiger Bauer — So Viel Schon Hin
Infobild
Label: Intakt Records
Label-Nummer: CD 247
Aufnahmedatum: 2014
Land: CH
Aufnahmeort: Uster
Helvetica: Hat Bezug zur Schweiz
Tonträger: CD
Liner Notes Verfasser: Peter Rüedi, Weltwoche, 46-2015
Archiv-Objekte
CD-13396-LU
Musiker:
NameLandInstr.
Omri ZiegeleCHas, voi,
Nick GutersohnCHtb,
Jürg WickihalderCHas, ss,
Gabriela FriedliCHp, comp,
Jan SchlegelCHb, el-b,
Herbert KramisCHb,
Marco KäppeliCHd, perc,
Dieter UlrichCHd, perc,
Yves ReichmuthCHg, comp,
Isa WissCHvoc,
Tracks:
Nr.Titel
1-1HerbstLied 1: Ein Regennasser Tag Hing Über Den Wäscheleinen der Angst; Unsere Zungen Flatterten Wortlos Im Wind
1-2Herbstlied 2: Gelbflimmerndes Lied Vor Meinen Augen. Gern Hättest Du Die Narbe Deines Vaters Gesehen
1-3Herbstlied 3: Laubgeraschel Unter Den Füssen; Nichts Verbindet Mich So Rasch Mit Den Kindern, Dem Tod. Augenblicksversöhnt.
1-4Herbstlied 4: Einmal Den Baum Umarmen, Damit Ein Zeichen Stünde. Manchmal, Die Ahnung Schwer: So Viel Schon Hin.
1-5Herbstlied 5: Vergiss Die Uhr. Sei Stumm Jetzt Und Reiter Auf Verlorenem Blatt. Angst Kennt Keine Sterne.
1-6Herbstlied 6: Lauf Durch Graugeregnetes Gras, Schau: Die Enten Suchen Fernes Land Im Gefieder. Erinnerung und Ekstase.
1-7Herbstlied 7: Laubzeichenkranz Leuchte. Wer Hätte Augen, Dich Zu Lesen? Niemand, Der Den Himmel Küsst. Ach, Hirn.
1-8Herbstlied 8: Zartsträndiges Blatt, Ich Grüsse Dich. Starkstenglig Sah Dich Der Sommer; Jetzt Genügt der Winzigste Hauch
1-9Herbstlied 9: Vom Morgennebel Umfangen; Verteckt Euch Getrost Hinter Den Pupillen. In Zehn Schritten Endet Die Welt.
1-10Herbstlied 10: Ausgegossene Pracht, Tausendfältig Gebrochen Im Taumel Des Abschieds; Leicht Fällst Du, Wenn Die Lerche Verstummt.
1-11Herbstlied 11: Die Kraniche Ziehen Übers Meer. Ich Kann Mir Nicht Anders Helfen; Still Der Mond Überkopf.
1-12HErbstlied 12: Sie Sagen: Die Zeit Läuft.- Rasch Kommt Der Tod. Kinder Haben Immer Grund Zum Singen.
1-13Herbstlied 13: Entschwundenes Wort: Entbehrungen. Jeder Borgt Sich Heute Südsonne, Wann Immer. Einzig Die Würmer Kriechen Tiefer.
1-14Herbstlied 14: Frühe Dunkelheit Umfängt Mich Wie Ein Lodenmantel, Darin Pocht Das Laute Herz: Soviele Gestern Heute.
1-15Herbstlied 15: Winterwärts. Krähen Tanzen Um Ein Stück Brot. Im Schnee Die Spuren Dessen, Der Nicht Verging.
 
Das spezifische Gewicht der Lyrik
Zu den verbreiteten Irrtümern die Literatur betreffend gehört, dass Lyrik eine Gattung des Ungefähren sei, der gefühlig verfliessenden Konturen. Das trifft auf die Albumpoesie höherer Töchter von einst zu. Lyrik, die diesen Namen verdient, verlangt einen Dichter im Wortsinn, einen Ver-Dichter. Sie ist, von Walter von der Vogelweide bis Else Lasker-Schüler, eine Kunst der Konzentration, des hohen spezifischen Gewichts, der scharfen Ränder. Harte Arbeit, bis ein Einfall zu klingen zu anfängt. An den Texten der 15 Herbstlieder, die der bislang hauptsächlich als freier Improvisator bekannte Zürcher Musiker Omri Ziegele für die Formation „Billiger Bauer“ schrieb, wurde gewiss nicht monatelang herumgeschliffen. Vielmehr ging er, frei nach Goethe, im Walde so vor sich hin. Dann aber setzte ein Prozess ein, den man im übertragenen Sinn durchaus als musikalische lyrische Arbeit bezeichnen kann: die Texte, zum 15-jährigen Jubiläum des über die Jahre als improvisatorisch-kompositorischer Workshop sich fortentwickelnden Ensembles auf je 15 Wörter konzentriert, sind Anlass für 15 scharf montierte, dichte musikalische Miniaturen zwischen innigen klangmalerischen Herbststücken und ohrenzerfetzenden Eruptionen, ein ungemein vielfarbiger Wirbel von kurzen dichten Piècen für Nonett plus Sängerin (Isa Wiss). Ein im weiteten Sinn suitenartiger Ablauf, der im Sprung von Essenz zu Essenz den hoch besetzten und gemeinhin andere Freiräume gewohnten Improvisatoren einiges an Selbstlosigkeit abverlangt (tatsächlich nicht unähnlich der Praxis von Duke Ellington, der seine Solisten in der Regel an der kurzen Kandare weniger Chorusse hielt): Ziegele selbst am Alto, Jürg Wickihalder an diversen Saxophonen, Nick Gutersohn an der Posaune, Yves Reichmuth an der E-Gitarre, Gabriela Friedli am Piano und die beiden Bässe Jan Schlegel und Herbert Kramis und die zwei Drummer Marco Käppeli und Dieter Ulrich – eine Art who is who der freien Zürcher Impro-Szene - hier über weite Strecken kompositorisch eingebunden, aber nicht domestiziert. Wild und wunderbar. Heftig und zart wie das Leben.