Info:
Henry Mancinis Eltern, Quinto Mancini und Anna Pece, waren in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg aus Italien, genauer den Abruzzen, in die USA gekommen, wo sie sich kennenlernten und heirateten. Musste Quinto noch als Stahlarbeiter sein Geld verdienen, war doch die Liebe zur Musik vorhanden. Er brachte sein einziges Kind Henry dazu, Piccolo- und Querflöte zu lernen, und sowohl er als auch Henry spielten diese Instrumente in der Einwanderer-Folklore-Band „The Sons of Italy“ im kleinen Aliquippa, Pennsylvania. Das Repertoire bestand vornehmlich aus italienischen Opernouvertüren, Märschen und populären Liedern der Heimat im Alten Europa. Mit 12 Jahren begann Mancini, Klavier zu lernen. Nach Abschluss der High School ging er an die renommierte Juilliard School of Music in New York. Ein Jahr später – die USA waren mittlerweile in den Zweiten Weltkrieg eingetreten – wurde er bereits zum Militärdienst einberufen und war 1945 an der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen beteiligt.
Mancinis große Leidenschaft war und blieb Big Band, Swing und Jazz. Bereits in den vierziger Jahren hatte Mancini Kontakt zu den Swing- und Jazzgrößen der Zeit, insbesondere zu Benny Goodman. Diesem sandte er einige seiner eigenen Arrangements. Goodman bot ihm eine Anstellung an und so schloss Mancini sich 1946 der neu formierten Glenn-Miller-Band an (Miller war verschollen, das Orchester wurde von Tex Beneke geleitet). Nach dem Krieg erweiterte Mancini seine Kompositions- und Tonsatzkenntnisse noch mit Studien bei den bekannten Komponisten Ernst Krenek und Mario Castelnuovo-Tedesco.
Der Erfolg von Mancinis Bearbeitungen für die Filme Die Glenn Miller Story (1954, erste Oscar-Nominierung für Mancini) und „Die Benny Goodman Story“ (1955) eröffnete ihm die Möglichkeit für weitere Filme neue Musikstile einzuführen. Mancini war mit Alex North (Endstation Sehnsucht), Elmer Bernstein (Der Mann mit dem goldenen Arm) und Leith Stevens (Der Wilde) einer der Ersten, die den Jazz in die bisher spätromantisch geprägte orchestrale Film- und Fernsehmusik einführten. Als beste Leistung seiner Universal-Zeit bezeichnete Mancini die Musik zu dem Orson-Welles-Film Im Zeichen des Bösen (1958), die zu dieser Zeit die erste große Filmmusik mit lateinamerikanischem Jazz war.
Die Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur Blake Edwards, zuerst für die Fernsehserien Peter Gunn (1958) und Mister Lucky (1960/61), gab Mancini die Möglichkeit, seinen populären Stil zu entwickeln und wurde zu der erfolgreichsten Periode seines Schaffens, mit Musikstücken zu Frühstück bei Tiffany (1961, darin eines seiner bekanntesten Lieder, Moon River), Die Tage des Weines und der Rosen (1962), zu den Krimikomödien mit Peter Sellers um den Rosaroten Panther (ab 1963), zu Das große Rennen rund um die Welt (1965), Der letzte Zug (1962), Der Partyschreck, Zehn – Die Traumfrau, Victor/Victoria und viele weitere. Edwards und Mancini arbeiteten bei nahezu 30 Filmen zusammen. Auch für die Musicalfassung von Victor/Victoria arbeitete Mancini wieder mit Edwards zusammen.
Der zweite Regisseur, der Mancini half, große Musik-Scores zu entwickeln, war Stanley Donen, für den er u. a. die Musik zu Charade (1963), Arabeske (1966) und Zwei auf gleichem Weg (1967) komponierte. Daneben gab es viele weitere Regisseure, die von Mancinis Musik profitierten, so Howard Hawks, für dessen Film Hatari! (1962) Mancini – neben dem überraschend elegischen, originell instrumentierten Hauptmotiv – den zum Evergreen gewordenen „Baby Elephant Walk“ schrieb, Martin Ritt mit seinem Film Verflucht bis zum jüngsten Tag (1970), Vittorio De Sica mit Sonnenblumen (1970), Norman Jewison mit Gaily, Gaily (1969), Paul Newman mit Sie möchten Giganten sein (1970) und Die Glasmenagerie (1987), Stanley Kramer mit Oklahoma Crude (1973), George Roy Hill mit Tollkühne Flieger (1975), Arthur Hiller mit Trans-Amerika-Express (1976) und Ted Kotcheff mit Die Schlemmer-Orgie (1978). Insgesamt gehen über 480 Film- und Fernsehkompositionen auf das Konto von Henry Mancini.
Henry Mancini wurde für 18 Oscars nominiert und gewann ihn viermal. Außerdem gewann er 20 Grammys und zwei Emmys. Mancini nahm über 50 kommerzielle Musikalben für RCA auf. Diese machten ihn zu einem der populärsten Vertreter der Easy-Listening-Musik, obwohl ihm dieses Label nicht gerecht wird. Er schrieb nicht nur geistvolle Stücke im Jazz-, Swing-, Latin- und Soul-Stil, sondern auch großorchestrale Partituren, wie zum Beispiel für die Filme Lifeforce – Die tödliche Bedrohung (1985) und Basil, der große Mäusedetektiv (1986) (Wikipedia).