Info:
Sacha Distel wurde als Sohn eines russisch-jüdischen Chemieingenieurs geboren. Sein Vater Léon, ein ehemaliger zaristischer Offizier, war 1918 aus Russland nach Frankreich geflohen. Die Mutter Andrée Ventura, eine Pianistin, entstammte einer jüdischen Pariser Familie.[2] Distel erhielt bereits im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht; sein erster Klavierlehrer war sein Onkel Ray Ventura. 1942 wurde Sachas jüdische Mutter von den deutschen Besatzern in ein Arbeitslager verschleppt und fand ihren Sohn erst nach dem Krieg wieder. Der Vater versteckte den neunjährigen Sacha in einer Priesterschule in Laval, ließ ihn als Alexandre Ditel anmelden und tauchte selbst unter.[3] Mit 15 Jahren wechselte Sacha zur Gitarre; sein Gitarrenlehrer war Henri Salvador. Die professionelle musikalische Karriere Sacha Distels begann, als er 16 Jahre alt war. Dennoch studierte er Philosophie, etablierte sich zugleich aber als Jazzgitarrist und wechselte unter dem Eindruck eines Konzertes von Dizzy Gillespie 1948 zum Modern Jazz.
Mit Mimi Perrin, Jean-Marie Ingrand und Jean-Louis Viale gründete Distel seine erste Band; dann arbeitete er in Pariser Jazzclubs mit Art Simmons und Pierre Michelot. Bei einem New-York-Aufenthalt nahm Distel Unterricht bei Jimmy Raney und arbeitete danach in Paris mit Barney Wilen und Bobby Jaspar. 1953 wurde er als bester Gitarrist Frankreichs ausgezeichnet. 1954 begleitete er Billie Holiday, Clifford Brown und Kenny Clarke. In den folgenden Jahren nahm er mit Lionel Hampton (Crazy Rhythm, 1955), Jean-Pierre Sasson (Two Guitar Blues, 1956) und John Lewis (Afternoon in Paris, 1958) auf. Auch arbeitete er mit Henri Renaud, Stan Getz, Tony Bennett und dem Modern Jazz Quartet zusammen und war zudem musikalischer Begleiter der Chansonnière Juliette Gréco.
Ab 1958 konzentrierte er sich auf das Chanson. Einem breiteren Publikum wurde er mit Erfolgen wie Raindrops Keep Fallin’ on My Head (Toute la pluie tombe sur moi) und Scoubidou (Les scoubidous, 1958) bekannt. Beliebt waren auch La belle vie und Le soleil de ma vie, das er im Duett mit Brigitte Bardot sang, mit der er eine einjährige Liebesbeziehung unterhielt. Ab 1962 eroberten Lieder wie Adios Amigo, Der Platz neben mir, Die Frau mit dem einsamen Herzen, Frauen und Rosen, Ein Frauenfreund und Unverstanden obere Plätze in den Hitparaden deutschsprachiger Radiosender. Mit Adios Amigo trat Distel auch in dem 1963 erschienenen Schlagerfilm Sing, aber spiel nicht mit mir auf.
Im Jahr 1968 kehrte Distel zum Jazz zurück und nahm ein Album mit Slide Hampton (Bird) auf. Am Sanremo-Festival 1968 nahm er mit dem Lied No amore an der Seite von Giusy Romeo teil. Auch in den frühen 1970er Jahren hatte Sacha Distel noch einige große Hits wie Bonjour Barbara, Was man liebt hält man fest, Sonne und Liebe, Sie bleibt bei uns die alte Dame oder Der Jahrmarkt von Paris. Insgesamt spielte der für seinen Charme berühmte Sänger mit seiner leicht rauchigen Stimme rund zweihundert Titel in mehreren Weltsprachen ein, da er Platten, außer in seiner Muttersprache, auch in englischen, italienischen, spanischen und deutschen Versionen veröffentlichte. Von ihm komponierte Stücke wurden u. a. von Frank Sinatra, Petula Clark und Dionne Warwick gesungen. Sein Titel Le Sifflet („Die Trillerpfeife“) wurde von Hans Bradtke ins Deutsche übersetzt zu Wie ein Tiger und von Peggy March auf ihrem 1970er Album Mein Lied für Peggy veröffentlicht (Wikipedia).