Info:
Obwohl Sarah Vaughan üblicherweise als Jazz-Sängerin betrachtet wird, vermied sie immer sich selbst als eine solche zu klassifizieren. Tatsächlich ist ihr Jazz-Werk und ihr eher kommerzielles Pop-Material nicht radikal verschieden. Sie selbst wollte sich denn auch nicht als Jazzsängerin festlegen lassen:
“I don’t know why people call me a jazz singer, though I guess people associate me with jazz because I was raised in it, from way back. I’m not putting jazz down, but I’m not a jazz singer. Betty Carter is a jazz singer, because that’s all she does. I’ve even been called a blues singer. I’ve recorded all kinds of music, but (to them) I’m either a jazz singer or a blues singer. I can’t sing a blues - just a right-out blues – but I can put the blues in whatever I sing. I might sing ’Send In the Clowns’ and I might stick a little bluesy part in it, or any song. What I want to do, music-wise, is all kinds of music that I like, and I like all kinds of music.”
„Ich weiß nicht, warum mich die Leute eine Jazzsängerin nennen, aber ich vermute sie bringen mich mit dem Jazz in Verbindung, weil ich von früher her mit ihm groß geworden bin. Ich will Jazz nicht schlechtmachen, aber ich bin keine Jazzsängerin. Betty Carter ist eine Jazzsängerin, denn sie macht ihn immer. Ich wurde auch eine Bluessängerin genannt. Ich habe alle Arten von Musik aufgenommen, aber (für sie) bin ich entweder eine Jazzsängerin oder eine Bluessängerin. Ich kann den Blues nicht singen – den Blues so gerade heraus – aber ich kann den Blues in alles hineinbringen, was ich singe. Ich könnte ‘Send In the Clowns’ (Schick die Clowns rein) singen und einen bluesigen Anteil hineinbringen, oder in jedes andere Lied. Es ist jede Arte von Musik, die ich mag, die ich musikalisch machen möchte, und ich mag jede Art von Musik.“
Leonard Feather beschrieb ihre Fähigkeiten: „Kürzlich hörte ich eine klassische, eine Pop- und eine Jazzsängerin. Einen Sopran, einen Contra-Alt und eine Koloratursängerin. Eine Sängerin mit der Spontaneität von Ella Fitzgerald, mit der Seele von Aretha Franklin, der Wärme von Peggy Lee und der makellosen Phrasierung von Carmen McRae. Sie waren alle in der derselben Show und sie alle waren Sarah Vaughan“.[Kunzler 1] Kunzler sieht ihre Wurzeln in den Neuerungen des Bebop, als sie mit ihren Kollegen Gillespie und Parker die harmonischen und melodische und vor allem rhythmischen Neuerungen der Bop-Instrumentalisten mitvollzog. Sie steht für ihn als originales Talent in einer Reihe mit Bessie Smith, Billie Holiday und Ella Fitzgerald. Jüngere Kolleginnen wie Dee Dee Bridgewater oder Flora Purim bezeichnen Vaughan und ihre instrumentale Auffassung als „vorbildlich, vor allem ihre rhythmische Flexibilität und die Sophistication. (…)“.[Kunzler 3] Kunzler ergänzt: „Bei perfekter Intonation auch in weitintervallisch aufgebauten Improvisationslinien und einer atemberaubenden Flexibilität reichte diese Stimme über drei Oktaven vom Alt- in den höchsten Sopranbereich.“[Kunzler 3]
Als eines ihrer Kennzeichen galt das „swooping“ Glissando, ein Hinabgleiten in ihre tiefsten Stimmlagen. Vaughan betrachtete ihre Stimme immer mehr als ein Melodieinstrument denn als Vehikel zur dramatischen Interpretation von Songtexten. Schon in ihrer Kindheit war sie sowohl durch die populäre Musik jener Zeit beeinflusst wie auch - durch ihren tief religiösen Vater - durch die Gospel-Traditionen, die sie in der Baptistengemeinde erlebte, in der sie aufwuchs. Ein weiterer früher Einfluss war ihr früher Freund und Mentor Billy Eckstine, der sich in zahlreichen Duett-Aufnahmen herausbildete (Wikipedia).