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Er gilt als „Vater“ des Tenorsaxophonspiels und war neben Lester Young einer der ersten stilbildenden Solisten auf dem Instrument. In seiner von 1922 bis 1969 währenden Karriere wurde er zuletzt dem Mainstream Jazz zugeordnet, nahm aber immer wieder Herausforderungen an und spielte mit den jeweiligen Avantgardisten ihrer Zeit. Seine Spitznamen waren "Hawk" und "Bean" .
Coleman Hawkins, der oft als der „Erfinder“ des Tenorsaxophon bezeichnet wurde, wehrte sich gegen diese Zuschreibung und erwähnte frühe Saxophonisten wie Happy Cauldwell in Chicago oder Stump Evans aus Kansas City. „Wenn er nicht der erste war, der Saxophon gespielt hat, so war er doch der erste, der seine vielen Möglichkeiten entdeckt, seinen Klangcharakter festgelegt und seine Technik perfektioniert hat“, so Arrigo Polillo in einer Würdigung, „derjenige, der dem Instrument (und nicht nur dem Tenor, sondern der ganzen Familie der Saxophone) in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre in der Jazzwelt Geltung verschafft hat“.[24]
„Ich spielte sehr laut“, erinnerte sich Hawkins 1967 in einem Downbeat-Interview, „und benutzte ein sehr hartes Rohrblatt, weil ich versuchen musste, meine Soli über sieben oder acht gleichzeitig spielenden Blasinstrumenten durchzuführen. Meine Klangfülle hat sich so entwickelt, während ich diese Rohrblätter ausprobierte und im Laufe des Abends immer wieder die Mundstücke wechselte. Ich musste es mit Leuten wie Armstrong, Charlie Green, Buster Bailey und Jimmy Harrison aufnehmen.“[25] Polillo schrieb weiter: „Die erste Platte, auf der Hawkins zeigte, dass er inzwischen die volle Meisterschaft auf seinem Instrument und einen persönlichen Stil entwickelt hatte, ist The Stampede von 1926. Diese (frühe) Aufnahme bildete für alle Saxophonisten ihrer Zeit ein Vergleichskriterium.“[24] Nach Ansicht von Martin Kunzler leitete diese Platte „den Siegeszug eines Instruments ein, das zuvor im Jazz ein nicht minder kümmerliches Dasein geführt hatte“.[26] „Er war der Erste, der es wirklich als Instrument spielte“, so Ronnie Scott.[27]
„Sein früher Stil war noch von der Klarinetten-Spielweise des Instruments beeinflusst“, so Carlo Bohländer; „in den dreißiger Jahren war seine Akkordmelodik in zunehmendem Maße durch harmonische Erweiterungen, punktierte Achtelnotenbewegung und Legato-Artikulation gekennzeichnet. Seine reiche Erfindungsgabe ließ ihn Phrasen immer wieder fortspinnen und ohne Ruhepunkte aneinanderreihen.“[28] So war es die eher unbeabsichtigte Aufnahme von Body and Soul, die Hawks Position endgültig festigte; „zur großen Überraschung von Hawk wurde es seine berühmteste und meistverkaufte Aufnahme und gilt als ein immer wieder zitiertes Beispiel für Jazzimprovisation.“[29]
Es waren die Aufnahmen von 1939 und der frühen vierziger Jahre, die den Kern seiner Schaffens ausmachen: „When Lights are Low“, 1939 in einer Session mit Lionel Hampton entstanden, dann „Sweet Lorraine“ und „The Man I Love“ von 1943 mit Eddie Heywood, Oscar Pettiford und Shelly Manne. Seinen Rang im aufstrebenden Bebop zeigen seine Sessions für das Label Apollo im Februar 1944, als der Saxophonist mit kleinen Combos auf der 52nd Street arbeitete. Er war einer der allerersten Musiker seiner Generation, die dem Bop Respekt und Vertrauen entgegenbrachten und „setzte sich für deren Aufnahmen ein, die ein neues Kapitel in der Geschichte des Jazz eröffnen sollten“.[30] Obwohl für ihn selbst diese musikalische Ausdrucksweise neu war, nahm er mit Pettiford, Dizzy Gillespie und Max Roach Titel wie „Rainbow Mist“, „Yesterdays“ und die Bebop-Nummern „Woody'n You“, „Disorder at the Border“ und „Bu Dee Dah“ auf, die ihm den Respekt der damaligen Avantgarde-Musiker einbrachten.
Hawkins zeichnete „ein runder, voller, vibratoreicher und expressiver Ton aus,“ so Carlo Bohländer.[31] Martin Kunzler hebt die Autorität seines Spiels, das Vibrato, die rhapsodierende Grundhaltung, seine gewaltige Motorik in schnellen Zügen und die romantische Dimension seines Balladen-Interpretation hervor.[32] Der Autor zitiert Miles Davis mit den Worten: Indem ich Hawk hörte, habe ich Balladen spielen gelernt. Paul Gonsalves betrachtete Hawkins „als eine der größten Musikerpersönlichkeiten des Jahrhunderts, die ihren persönlichen Stil nie zur Masche haben werden lassen (Wikipedia).