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Mingus' Kompositionen basierten auf dem Hard Bop, waren aber beeinflusst von Gospel, Third Stream, Free Jazz und klassischer Musik. Er nannte einmal die Kirche und Duke Ellington als prägende Vorbilder für seine Musik. Mingus legte bei seinen Bands Wert auf die kollektive Improvisation. Er heuerte talentierte und manchmal wenig bekannte Musiker an, um teilweise unkonventionelle Instrumental-Konfigurationen zusammenzustellen. Mingus galt als ein Pionier der Kontrabass-Technik und einer der fähigsten Spieler dieses Instruments.
Charles Mingus wurde in der Grenzstadt Nogales geboren, wo sein Vater als Staff Sergeant der Armee diente. Wegen der schweren Krankheit seiner Mutter Harriett Sophia Mingus-Philips – sie starb am 3. Oktober an chronischer Herzmuskelentzündung – zog die Familie nach Los Angeles. Die Wurzeln der Familie sind verzweigt: Mingus’ Mutter wurde als Tochter eines Engländers und einer Chinesin 1888 in Texas geboren; sein Vater Charles, 1877 in North Carolina geboren, entstammte der flüchtigen Verbindung eines schwarzen Farmarbeiters mit einer Schwedin. Der Senior war zunächst Postangestellter und trat 1915 in die Armee ein. Charles Mingus junior war wie sein Vater relativ hellhäutig und sollte später als „Mischling“ besonders sensibel auf die bis in die 1960er Jahre virulenten Rassenkonflikte reagieren.
Infolge des frühen Verlustes seiner Mutter wuchs er ziemlich vernachlässigt in Watts, einem afroamerikanisch geprägten Vorort von Los Angeles, auf. Er lebte dort mit seinem Vater, seinen Schwestern Grace und Vivian und seiner Stiefmutter „Mamie“ Carson, einer Halbindianerin aus South Carolina, die den jungen Charles stark beeinflusste und auch ihre Vorliebe (neben der für Eiscreme) für klassische Musik auf ihn übertrug. Als Sechsjähriger versuchte dieser sich zunächst an der Posaune und der Flöte.
Nachdem er als Neunjähriger im Radio Duke Ellingtons East St. Louis Toodle-Oo gehört hatte, begann er Cello zu lernen. Da der Haushalt auch ein Klavier hatte und seine Schwester Unterricht nahm, war er auch mit diesem Instrument vertraut. Mit der Stiefmutter besuchte er die ekstatischen Gospel-Gottesdienste der Holiness Church, die ihn tief beeindruckten. Schließlich lernte er den zwei Jahre älteren, späteren Jazzposaunisten Britt Woodman kennen, der ihn zu einem Konzert des Duke Ellington Orchestra mitnahm. Mingus wurde am Cello in dieser Zeit von einem Hobbymusiker unterrichtet, der ihm weder Fingersätze noch das Notenlesen beibrachte, sondern ihn hauptsächlich nach Gehör und Gefühl spielen ließ. Dennoch entwickelte Charles eine solche Fertigkeit, dass er mit seinen Schwestern im Trio klassische Konzerte spielen und in dem Orchester Los Angeles Junior Philharmonic mitwirken konnte. Als Halbwüchsiger entwickelte er eine Identität als „stolzer Schwarzer“. Gleichzeitig interessierte er sich für „weiße“ Musik, hörte Richard Strauss, Debussy und Ravel.
Sein Freund Buddy Collette wies ihn 1938 darauf hin, dass die Schulband keinen Cellisten, sondern einen Bassisten brauchte und vermittelte ihm Unterricht bei Red Callender; außerdem nahm Mingus Klavierstunden und bildete sich in Musiktheorie, insbesondere Harmonielehre, weiter. In diese Zeit fällt die Entstehung des Gedichts The Chill of Death, das er damals auch vertonte,[1] sowie der Komposition Half-Mast Inhibition.[2] Den Sommer 1939 verbrachte er in San Francisco, wo er den Maler Farwell Taylor kennenlernte, dem er später sein Far Wells Mill Valley[3] widmen sollte; dieser machte ihn mit Karma-Yoga vertraut und ermutigte ihn, auch als Komponist zu arbeiten. 1940, in seinem letzten Schuljahr, trat Mingus mit der Al Adams Band auf, in der damals auch Dexter Gordon, Chico Hamilton, Jack Kelso und Ernie Royal spielten. Als Solist eiferte er dem Ellington-Bassisten Jimmy Blanton nach. Mingus’ Vater wollte, dass Charlie in den Postdienst eintritt; um dem zu entgehen, gab der Junior vor, die Aufnahmeprüfung nicht bestanden zu haben. Er schlug sich dann als Musiker durch. Am 20. August 1941 hatte er in Los Angeles mit Barney Bigard einen Auftritt, der ihm eine erste Zeitungsnotiz einbrachte.[4]
Ab 1942 nahm er stundenweise Unterricht bei dem ehemaligen ersten Bassisten der New Yorker Philharmoniker Hermann Rheinshagen. Mingus entwickelte sich schnell zu einem Top-Bassisten und spielte Anfang der 1940er Jahre zunächst mit lokalen Bands, die auch durchreisenden Musikern wie Roy Eldridge als Begleitung dienten. Lloyd Reese unterrichtete ihn in den Grundlagen der Harmonielehre. Mingus schrieb erste Stücke und auch Kompositionsteile für Dimitri Tiomkin. 1944 heiratete er Camilla Jeanne Gross, die Ehe hielt bis 1947.
Nach dem Wechsel von der Westküste nach New York City heiratete er am 2. April 1951 Celia Nielson, die bis 1958 bei ihm blieb. Danach versank er in heftige Depressionen, sodass er sich vorübergehend ins Bellevue Hospital einliefern ließ. Mingus zog zu Beginn des Jahres 1960 mit seiner neuen Lebensgefährtin Judy Starkey nach Harlem. 1965 lernte er seine spätere dritte Frau, Sue Graham Ungaro, kennen. Nach seiner Erkrankung an der unheilbaren Amyotrophen Lateralsklerose suchte er eine Wunderheilerin in Mexiko auf, doch hatte sie keinen Erfolg. Mingus starb im Alter von 56 Jahren an einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod in Mexiko streute seine Witwe seine Asche später in den Ganges (Indien).
Mingus hatte fünf Kinder. Sein ältester Sohn Charles Mingus III (* 12. September 1944) ist bildender Künstler, sein jüngster Sohn Eric Dolphy Mingus (* 8. Juli 1964) arbeitet als Sänger.[5] Dazwischen kamen seine Söhne Eugene (* 1946) und Dorian (* 30. Dezember 1957) sowie seine einzige Tochter „Keiki“ Carolyn (* 1961) zur Welt. Jazzbassist Kevin Ellington Mingus (* 1976) ist sein Enkelsohn (Wikipedia).