"Als es noch Grenzen gab, wäre einer wie Daniel Schnyder, Komponist, Saxophonist, Flötist, undenkbar gewesen", schreibt Peter Rüedi im Booklet zu Daniel Schnyders Werkpräsentation auf CD. Schnyder, geboren 1961, lebt in zwei Welten, die noch vor wenigen Jahren hermetisch gegeneinander abgeschlossen waren die moderne Klassik und der Jazz. Schnyder ist in beidem ein Traditionalist, allerdings mit Blick nach vorn. Er lotet die Möglichkeiten aus, die überkommene Formen noch eröffnen, wenn man sie nur sorgfältig genug bearbeitet. Darin unterscheidet der Zürcher sich von jenen Grenzüberschreitern, die das Experiment suchen, den Schock. Schnyder zeichnet sich noch durch eine andere Eigenart aus Er will zwischen U und E gar nicht vermitteln, sondern lässt beide Welten selbständig nebeneinander bestehen. Alles, was er tut, ist, auf derselben CD die eine Seite musikalisch von der andern her zu kommentieren. Streichquartett, Streichsextett und Jazzkomposition gewinnt aus dieser Reibungswärme trotz des unglaublich trockenen Titels Energie. Und führt vor, welche Gewinne ein Musiker aus solcher Wanderschaft zwischen zwei Welten und Systemen ziehen kann, ist er bloss in der Lage, die Spannung (die ja auch eine soziale ist) auszuhalten!