Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Doch stilistisch sind es zum Glück Welten, die Vater und Sohn trennen. Zwar spielt auch Kenny Drew Jr., Spross des berühmten Bebop-Pianisten, die 88 schwarz-weissen Tasten, doch tut er dies hörbar zeitgemässer. Weil er bei den Grosseltern aufwuchs, kam Kenny Drew Jr. nicht so ganz direkt in Kontakt mit der Musik des Vaters. Statt dessen erlernte er die Technik während eines klassischen Studiums, bevor er in Florida hinreichend Bekanntschaft mit Rock, Rhythm'n'Blues und Funk schloss. Bekannt wurde er im Umkreis der sogenannten Young-Lion-Szene, mit Musikern wie Stanley Jordan oder Charnett Moffett. Daneben spielte er mit Slide Hampton, Stanley Turrentine oder der Mingus Dynasty Band. Als Vorbilder nennt Kenny Drew Jr. Herbie Hancock, Chick Corea, Thelonious Monk und Bill Evans. Letzterem hat er nun die CD This One Is For Bill gewidmet. Dem grossen Lyriker des Jazz-Pianos setzt er damit ein beeindruckendes Denkmal, mit Improvisationen, die Mut zur Pause haben und die Themen (von Kenny Drew Jr., Henry Mancini, Miles Davis, sowie natürlich Bill Evans) gefühlvoll, wie intelligent umkreisen.