Unabhängige Plattenlabels verwenden mehr Zeit, Überlegung und persönliches Engagement dafür, Talente zu finden, die sich für Label konforme Produktionen eignen. JHM Records ist fündig geworden. Der Pianist Thomas Rückert (31), bislang der Jazz interessierten Gemeinde völlig unbekannt, zeigt sich mit diesem, seinem allerersten Album als äusserst wertvolle Bereicherung der Szene. Ganz abgesehen von allen notwendigen, bei einem erstklassigen Jazzpianisten vorauszusetzenden Eigenschaften, wie die absolute Beherrschung des Instruments, umfassendes Verständnis für die Tradition im Jazz und deren mögliche Erweiterung, sicheres Zeit- und Rhythmusgefühl sowie Sinn für Melodik, beweist Rückert weit gespanntes musikalisches Interesse. Er verfügt über die Gabe, seine musikalischen Ideen sowohl instrumental aber als auch kompositorisch mit grosser Intensität und ausgeprägtem Formgefühl dem Hörer nahe zu bringen. Seine innere Energie ist Antrieb für eine überzeugende bewundernswert flüssige Technik. Rückert befindet sich auf guten Wegen zum Ausnahmesolisten, melodisch unkonventionell, bei Bedarf ausgesprochen lyrisch - aber durchwegs intensiv swingend. Patenschaften von Hancock, Evans und Jarrett blitzen hier und da auf, funktionieren aber eher als musikalische Leitplanken für die Stilistik des Pianisten, der dabei ist, sein eigenständiges musikalisches Konzept zu erarbeiten. Seine Triopartner, insbesondere sein Bruder Jochen sowie der Bassist Dietmar Fuhr beweisen absolutes Verständnis für Thomas Rückert's musikalische Vorhaben, entsprechend lässt das Interplay nie zu wünschen übrig. Ein Trio, ohne Ansage aus dem musikalischen Nirgendwo erscheinend - beweist jedoch das Potenzial, welches die drei und insbesondere den Pianisten in Zukunft überallhin, insbesondere aber zu internationaler Akzeptanz führen wird.