"in between" reflektiert nicht unbedingt nur die Persönlichkeit einer Sängerin, wie das heute so oft geschieht. Das Album ist ein Resultat von Teamwork und der Idee, die Stimme einer Sängerin gewissermassen als Melodie-Instrument einzusetzen. Lisette Spinnler muss als Jazzvokalistin bezeichnet werden, die nicht nur über die Qualitäten einer Song-Interpretin im üblichen Sinne verfügt, sondern auch über einen erstaunlich grossen Stimmumfang, ausserordentlich pointierte Artikulation, einem perfekt kontrollierten Vibrato und beeindruckende Musikalität. Die Vokalistin bewegt sie sich mit Leichtigkeit im Jazzidiom und verfügt über ein entsprechend vielseitiges Vokabular. Mittels ihrer Stimme und Performance ersetzt sie ohne Mühe das sonst so übliche Blasinstrument und gibt so dem Quartett eine ganz spezifische Note. Es wäre falsch, von den drei mitwirkenden Musikern als Begleiter zu sprechen. Jeder hat seine, der Musik und der Gruppe dienliche Funktion. Pianist Oliver Friedli hat sechs der neun Kompositionen beigesteuert, fungiert als Arrangeur und lässt erkennen, dass er ein versierter Jazzpianist im Post-Bop Bereich ist, aber auch seine Begleitung ist durchwegs auf der Höhe des Geschehens. Friedlis Spiel verlangt nach einer eng zusammenarbeitenden Rhythmusgruppe, die ihm in der Person des Bassisten Patrick Sommer und des Schlagzeugers Andreas Hoerni kompetent zur Seite steht. Das Quartett darf absolut nicht der heute üblichen Kategorie "Sängerin auf pseudo-jazzigem (sprich: kommerziellem) Niveau mit entsprechender Begleitung" zugewiesen werden. Man hat hier einen neuen und viel versprechenden Weg gefunden, um Lisette Spinnler im weiten Umfeld zwischen Lyrik, Jazzgesang und freier Improvisation agieren zu lassen und das mit gutem Grund: Sie kann so ihr Talent auf verschiedene Arten beweisen. Ihre Kollegen tun dasselbe und alles bewegt sich auf hohem musikalischen Niveau. Eine spannende und vielfach neue Annäherung an den Jazz von morgen.