Seit 1999 kennen sich Pierre Favre und Yang Jing, seit einem Festival in Peking. Seit da triffen sie sich für Konzertreihen und Festivals. Weil Pierre Favre sein Instrumentarium von seinen musikalischen Möglichkeiten her versteht und weil für ihn Intimität eine durchaus anstrebenswerte Qualität ist, die feine Nuance und die feinsinnige spontane Reaktion, liebt er auch das Duo.
Zwölf Jahre Solistin im chinesischen Nationalorchester, ist Yang Jing heute, als Instrumentalistin wie als Komponistin, eine weltweit gefeierte Kapazität. Dass der „China Daily“ so weit geht, sie als „Rückgrat der chinesischen Musik“ zu bezeichnen, bremst ihre Neugier nicht für immer neue musikalische Zusammenhänge. Eine dieser Herausforderungen ist die Kunst der Improvisation.
TWO IN ONE ist eine Musik der vielen Farben, Nuancen, Möglichkeiten. Auch wo viel Technik im Spiel ist, atmet sie, kommt wieder zur Ruhe, explodiert auf’s neue. Kunstvorgänge als Naturereignis. Fast hätte ich gesagt, hier wirke als Gravitation ein meditativer Zug nach innen – wenn nicht eben dies die falschen Assoziazionsketten in Bewegung setzte, jene nebulösen interkulturellen Moden, hinter denen nichts steht als eine gefühlige exotische Sehnsucht nach Nirgendwo. Dies ist das Gegenteil. Beim Dialog von Yang Jing und Pierre Favre ist nichts verschwommen, auch in den subtilsten Pianissimi sind die Konturen scharf, geformt, umrissen. Die beiden Partner schmeissen sich nicht gegenseitig in vorauseilender Einfühlung an den Hals. Wie anders sollten wir uns einen wahrhaft interkulturellen Dialog sonst vorstellen?