Ein Saxofon, ein Bass und ein Schlagzeug: Diese Formel haben schon viele Jazzmusiker ausprobiert. Donat Fisch, Bänz Oester und Norbert Pfammatter sehen im Vergleich mit berühmten Vorbildern alles andere als alt aus. In der intensiven, aber auch kritisch-selektiven Auseinandersetzung mit dem, was bereits da war, als sie die Szene betraten, und im Austausch mit anderen Musikern hat jeder von ihnen zu individueller Ausdruckskraft gefunden; sie haben gelernt, dass man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen und der Seele bei der Sache sein muss, wenn man in die Musik eintauchen will, um voll und ganz in ihr aufzugehen.
Diese Musik fliesst und fliesst und fliesst ... mal erinnert sie an einen wilden Bergbach, mal an einen ruhigen, majestätischen Fluss ... es gibt kein Zögern, der Einfallreichtum aller Beteiligten scheint unerschöpflich zu sein ... die Kraft dieser Musik entfaltet sich ohne Krampf ... virtuose Eitelkeit hat hier keinen Platz ... um derart natürlich, organisch, urwüchsig spielen zu können, muss man alle technischen Aspekte verinnerlicht haben ...
Um noch ein bisschen Ahnenkult und “name dropping” zu betreiben (das ist im Jazz doch fast obligatorisch): Die vorliegende Live-Aufnahme entfaltet eine charismatische Aura, die Assoziationen an so magistrale Sax-Trio-Alben wie Ornette Colemans «At the Golden Circle» (1965; mit David Izenzon und Charles Moffett), Joe Hendersons «Live at the Village Vanguard» (1985; mit Ron Carter und Al Foster) oder Joe Lovanos «Trio Fascination» (1997; mit Dave Holland und Elvin Jones) weckt. Wie Coleman spielt Fisch ausschliesslich Eigenkompositionen und beiden ist eine Affinität für eingängige Melodien eigen. Der Bezug zu Henderson ist in den lyrischen Passagen zu finden. Und mit Lovano teilt Fisch eine unverkrampfte Haltung, die keine strikte Trennlinie zwischen Tradition und Avantgarde vorsieht.
Fisch im Trio gibt es seit 1989 (auf früheren Aufnahmen stand Thomas Dürst am Bass; zuweilen wird das Trio zum Quartett aufgestockt): Statt alle paar Monate ein neues Projekt aus dem Hut zu zaubern, setzt Fisch auf Kontinuität, Vertiefung und Ausdifferenzierung – wer dies mit Bequemlichkeit verwechselt, hat entweder nicht begriffen, worum es im Jazz zuallererst gehen sollte (“find your own voice!”), oder schlicht und ergreifend Tomaten auf den Ohren.