Tripmadame nennt die Gitarristin Andrea Isenegger ihr Trio. Man denkt an elektronische Collagen oder ausufernde Jams. Aber da wird weder gebolzt noch die Psychedelik neu erfunden. Übersichtlich und knapp sind die Stücke. Die ganze CD dauert knapp 35 Minuten. Wer auf lange Jams steht, ist an der falschen Adresse. Dieser Trip ist formbewusst, aber nicht simpel. Und Madame glänzt mit leichtfüssigen Licks.
Die Musik ist feingliedrig. Sie lässt den einzelnen Teilen und Klängen Raum. Zum einen wird sie bestimmt durch kecke Zugriffe auf Rhythmus und Melodie, zum andern hören wir minimale Texturen in der Schwebe von Dynamik und Klanggestaltung. Nichts ist überladen. Es bleibt eine Transparenz in den Stücken.
Souverän spielt Andrea Isenegger aus konventionellem Jazz-Gestus heraus entlang den Folk- und Rock-Schraffuren in eine persönliche Atmosphäre. Das Timbre von Bill Frisell schwingt mit, aber ohne das Verwinkelte. Dafür mit eigenen Melodien und feiner Klangästhetik. Weich und klar ist ihr Gitarrensound, nie aalglatt.
Simon Iten (b) und Lukas Mantel (dr) geben der Musik Konturen, machen sie plastisch. Iten spielt sehr melodisch. Seine ausgreifenden Walking-Lines werden oft zu eigentlichen Gitarrensoli. Die Affinität kommt nicht von ungefähr: In zwei Stücken kooperiert er mit Andrea Isenegger auf der akustischen Gitarre.
Schlagzeuger Lukas Mantel ist ein Rhythmiker mit einem Gespür für Zwischentöne. Er kann mit wirbligen Trommelphasen Druck machen oder mit gezielten Interventionen die Dinge neu ausrichten. Manchmal ist er auch nur als subtile Geräuschspur vorhanden, mit einem grossen Ohr für das Nötige.
Abseits der grossen Bühnen ist das Trio seit vier Jahren am Spielen. Jetzt ist es selbstbewusst aufgetaucht, hat die Welle gepackt und ein unspektakulär gutes Debutalbum an Land geworfen. Pirmin Bossart