"SJO"
Daten der Sparte Tonträger / Musiker / Bilder
CD: Larry Porter Quartet — Mabuti
Label:
Unit RecordsLabel-Nummer:
UTR 4287Aufnahmedatum: 2010
Aufnahmeort: Berlin
Helvetica: Hat Bezug zur Schweiz
Tonträger: 1 CD
Der 1951 geborene US-Pianist Larry Porter ist um die halbe Welt (u.a. längere Aufenthalte in Afghanistan, Indien und New York) gereist, um schliesslich im 21. Jahrhundert in Berlin zu landen. Kein Wunder: Seit dem Fall der Mauer hat sich die grösste deutsche Metropole zu einem unglaublich spannenden kulturellen Melting-Pot entwickelt und übt dementsprechend eine geradezu magische Anziehungskraft auf kreative Jazzmusiker aus.
Für sein neues Quartett hat sich Porter mit Musikern zusammengetan, die ebenfalls nicht als waschechte Berliner bezeichnet werden können. Der Saxofonist Florian Trübsbach kam in München auf die Welt. Der Schlagzeuger Alex Huber stammt aus der Schweiz. Den mit Abstand längsten Weg nach Berlin hatte der chilenische Bassist Marco Chacón zurückzulegen.
Der fantasievolle, lebendige und ausserordentlich kommunikative Modern Jazz dieses “glokalen” Quartetts bringt Anmut und Dringlichkeit auf einen gemeinsamen Nenner. Mit anderen Worten: Von dieser Musik wird man zugleich betört und mitgerissen. Eine Komposition von Porter trägt den Titel «Magic Carpet». Tatsächlich kommt man sich als Zuhörer manchmal so vor, als würde man auf einem fliegenden Teppich in geheimnisvolle Welten entführt. Zum Beispiel in den «Emerald Forest»: So lautet der Titel einer wunderbaren Ballade, der Porter einen 10-taktigen Loop zugrunde gelegt hat. Beim Titelstück «Mabuti» ist der Loop 15 Takte lang. «Diese Strukturen folgen dem nordindischen Ansatz: Die Grenzen zwischen Anfang und Ende werden verwischt und fast ausgelöscht, um einen fortlaufenden Fluss spürbar zu machen», erklärt Porter. Zusätzlich verstärkt wird dieses Flow-Gefühl bei den Quartett-Versionen von «Mabuti» und «Emerald Forest» durch die zunehmende Verflechtung der Improvisationen von Porter und Trübsbach sowie durch das durchgängig pulsierende, subtile Spiel von Chacón und Huber.
Acht der zehn Stücke auf «Mabuti» stammen aus der Feder Porters, die restlichen zwei hat Chacón zum abwechslungsreichen Repertoire beigetragen. «Tranquilo» ist ein sanfter Walzer, an dem Bill Evans ganz sicher seine Freude gefunden hätte. Die an Turbulenzen reiche Nummer «Rio Loco» entstand nach einem Ausflug in die Wildnis der Region Los Lagos im Süden von Chile. In ihrer Gesamtheit decken die zehn Stücke nicht nur ein enorm breites Spektrum an Emotionen ab, sondern warten auch mit ganz unterschiedlichen formalen Herausforderungen auf. Somit bilden sie die ideale Basis für eloquente, progressive und spannungsgeladene Improvisationen im Schnittpunkt zwischen unprätentiöser Sinnlichkeit und analytischer Klarheit. Eine solche Basis kann allerdings nur von Musikern optimal genutzt werden, die in der Lage sind, ihr technisches Können souverän und unverkrampft mit ihrer Intuition kurzzuschliessen – also von Musikern wie Larry Porter, Florian Trübsbach, Marco Chacón und Alex Huber.