Bereits seit sieben Jahren arbeitet das Septett «mats-up» konsequent an den Kompositionen des Trompeters Matthias Spillmann und hat so einen unverkennbaren, eigenen Gruppensound geschaffen. Zeit sich an fremdes Material zu wagen! Doch wer die Standards des GAS oder das allseits beliebte Monk-Programm erwartet, hat sich getäuscht! “Bilder einer Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky ist in der Orchesterbearbeitung von Maurice Ravel wohl eines der meistgespielten und beliebtesten Stücke der klassischen Orchesterwelt. So ist auch der Jazztrompeter Matthias Spillmann bereits in seiner Kindheit dem knorrigen Gnom, dem wehmütigen Alten Schloss und dem Charme der streitenden Kinder der Tuilerien erlegen. Und wie die meisten Jazzmusiker ihr Handwerk lernen, hat er dieses Stück kennen gelernt: Er versuchte das berühmte Trompetensolo, das Ravels Version eröffnet, nach Gehör nachzuspielen. Doch das Stück, das Mussorgsky seinem verstorbenen Freund Viktor Hartmann widmete, für die Band «mats-up» zu bearbeiten, ist natürlich mehr als nur die Erfüllung eines Kindheitstraums. Die formale Stringenz, die viele Meisterwerke der klassischen Musikliteratur auszeichnet, ist hier weniger bedeutend. Mussorgskys Musik hat dank ihrem starken unmittelbaren Ausdruck überlebt. Sein Freund Rimsky-Korsakoff, der viele Orchesterwerke des Autodidakten bearbeitete – nicht jedoch dieses lange unbekannte Klavierwerk – sah dies vielleicht als Mangel, für den Jazzmusiker ist es jedoch eine Aufforderung. Die Bilder eignen sich hervorragend zur improvisatorischen und kompositorischen Weiterentwicklung. So erstaunt es nicht, dass neben Ravels Transkription noch unzählige weitere Fassungen vorliegen, zum Beispiel die Bearbeitung der Rockband „Emerson, Lake and Palmer“, eine elektronische Version des Japaners „Isao Tomita“ oder gar eine Fassung für traditionelle chinesische Instrumente. Spillmann hingegen legt nicht einfach eine weitere Instrumentation vor, bei ihm werden auch die kompositorischen Ideen weitergesponnen. So gelingt es ihm nicht nur, dem wohlbekannten Stück seinen eigenen Stempel aufzudrucken, er gelangt auch zu überraschenden neuen Ergebnissen. Ob nun durch die Version von «mats-up» Das Alte Schloss in der nächsten Ausgabe des „Real Book“ erscheint, bleibe dahin gestellt. Soviel steht jedoch schon fest: Zu hören, wie die streitenden Kinder der Tuilerien Samba tanzen oder wie Die alte Hexe Baba Yaga zum härtesten Back-Beat ihre Menschenknochen vertilgt, dürfte für alle Musikliebhaber höchst spannend werden.